Sauerwitz O/S.
Heimatkunde des Kreises Leobschütz
Sauerwitz hieß 1377 Subericz. Dieser Name ist eine Ableitung von dem Personennamen Zubr (=Auerochs).

Über die ersten Besitzer von Sauerwitz ist uns nichts bekannt. Von 1414 ab war das Gut in den Händen der Familie Scheliha von Rzuchow, deren Mitglieder zum Teil in der Gruft der dortigen Kirche ruhen. Die Scheliha traten zu Beginn der Kirchentrennung zur neuen Lehre über. Wenzel Scheliha wurde 1629 seiner Güter, zu denen auch Wanowitz, Hohndorf und Rosen gehörten, verlustig erklärt, und diese wurden im Jahre 1630 dem Freiherrn Bernard von Herberstein für 12 000 Tlr. zugesprochen. 1662 erhielt Sauerwitz der Schwiegersohn des vorigen, Wengersky von Ungerschütz. 1682 wurde die von ihm hinterlassene Witwe Besitzerin. Nach ihr erwarb Sauerwitz Graf Heinrich Joseph von Smeskal und Domanowitz. Er war mit der Tochter des Grafen Cajetan von Würben (böhmisch Wrbna) verehelicht. 1760 kam der Besitz an Joseph Wenzel Graf v. Würben und Freudenthal, der zugleich die Güter Hohndorf, Wanowitz, Dt.Neukirch und Rosen sein eigen nannte. Würben geriet teils durch Freigiebigkeit, teils durch Spiel und übertriebenen Aufwand in Vermögensverfall. Im Zwangsverkauf 1808 erwarb das Gut Sauerwitz die Gemeinde.

Das alte Schloß wurde abgetragen. Die ehemaligen Kellerräume des Schlosses sind noch vorhanden.

Im Jahre 1723 gab es in Sauerwitz einen Müller, 16 Bauern (mit dem Scholzen), 15 Viertelbauern und 30 Gärtner und 30 Häusler. 1783 waren 32 Bauern (die Viertelbauern sind da wohl schon eingerechnet), 30 Gärtner und 30 Häusler vorhanden. Jetzt zählt man 178 Hausnummern: 12 Bauern-, 14 Viertelbauern-, 27 Gärtner- und 125 Häuslerstellen. Die gesamte Feldmark mißt 1399 ha. Die Einwohnerzahl betrug 1783 533, 1855 1194, 1890 1262 und 1910 1101. Die Häuser am östlichen Ende des Dorfes entstanden um das Jahr 1780 als neue Siedlung.

Chausseeanschluß bekam der Ort 1894. Eine Postagentur besteht hier seit 1886. Die Fernsprechstelle wurde 1889 gegründet. Die Entfernung zur Haltestelle Soppau-Roben beträgt 5 km. Seit der Pflasterung der Dorfwege in den Jahren 1892, 1907 und 1910 hat Sauerwitz viel an Sauberkeit gewonnen. Zur Gründung einer Spar- und Darlehnskasse kam es im Jahre 1895 und zur Umlegung der Grundstücke im Jahre 1902. Der Kriegerverein besteht seit 1844, die freiwillige Feuerwehr seit 1901. Das Gemeindesiegel enthält eine Egge.

Als besondere Unglücksjahre für die Gemeinde sind zu nennen 1865 und 1877. Im erstgenannten Jahr entstand durch einen Wolkenbruch plötzlich ein solches Hochwasser, daß bei der Höhe der Fluten aller Verkehr im Dorfe mehrere Stunden lang unmöglich war. Drei Wohnhäuser kamen durch Unterspülung zum Einsturz, und mehrere waren dem Einsturz nahe. Hofgeräte, Hundehütten, Schwarzviehställe mit ihren Bewohnern wurden von dem Strome mit fortgerissen. Im Jahre 1877 verhagelten aus dem Niederfelde sämtliche Früchte, darunter das Wintergetreide, vollständig.

Obwohl der Ort jetzt deutsch ist, erinnern noch einige Flurbezeichnungen an die ehemalige, slawische Zeit: Wusterzelle, (Bystrelce) = Schonung, Widomsche = Lichtung, Rybotschka, (rybocek) = Strichteich oder Fischteich, Babital = Weibertal.

Zum Amtsbezirk Sauerwitz gehören die Orte Sauerwitz, Bratsch, Saliswalde, Türmitz und Peterwitz. Amtsvorsteher waren bisher: Theodor Aschersleben in Peterwitz 1874-1886, Erbrichter Franz Krebs im Türmitz 1886-1892, Theodor Aschersleben in Peterwitz 1892-1898, Grundbesitzer Gustav Stirnadel in Sauerwitz 1898-1904, Erbrichter Franz Krebs in Türmitz 1905 bis jetzt.
Kirchliches.
Die Kirche bestand wohl schon vor der Kirchentrennung; denn im Jahre 1583 wurde sie "in einen besseren Bauzustand versetzt". Sie ist den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht. Zur Zeit der Gegenreformation wurde Sauerwitz zu Bladen eingepfarrt. Erst 1802 erhielt die Gemeinde einen eigenen Geistlichen in der Person des früheren Schloßkaplans Gilge. Die Glocken stammen aus der Zeit der Gegenreformation und wurden 1824 umgegossen. 1896 erbaute man die heutige Sakristei mit einem darüber befindlichen Betraum. Einen neuen Hochaltar erhielt die Kirche im Jahre 1907. Die Seitenaltäre sind der Mutter Gottes und dem hl. Johannes Nep. zu Ehren errichtet. Die Orgel stammt aus dem Jahre 1896. Eine Erweiterung des Kirchhofs mußte in den Jahren 1876 und 1902 vorgenommen werden.

An Pfarrgrundstücken sind 13,83 ha vorhanden. Die Kirchenbücher wurden 1802 angelegt.

Als Seelsorger wirkten bisher in der Gemeinde: Gilge 1802-1815, Jakob Graul 1815-1835, Johannes Bernard 1835-1867, Franz Bernard 1867-1897, Joseph Wanke 1898 bis heute.
Von der Schule.
Die Gründung der Schule fällt in das Jahr 1765. Das Schulhaus enthielt nur eine kleine Lehrstube, die von der engen Wohnung des Schullehrers durch eine Bretterwand getrennt war. Nach dem Brande im Jahre 1807 kam es zur Errichtung eines neuen Schulhauses, das neben einem größeren Lehrzimmer auch eine bessere Wohnung für den Lehrer enthielt. Neben einer Wohnstube hatte er ein Nebenstübchen, eine Kammer und einen Keller. Der 1819 angestellte Hilfslehrer unterrichtete mit dem Schullehrer abwechselnd in ein und derselben Schulstube. Da für ihn kein Schlafgelaß vorhanden war, stellte er sein Bett in der Schulstube auf. Im Jahre 1833 nahm man einen Erweiterungsbau vor, um ein zweites Schulzimmer zu gewinnen. 1876 hatte die Schülerzahl eine solche Höhe erreicht, daß eine dritte Klasse errichtet werden mußte, die von den beiden Lehrern mitunterrichtet wurde. Bei dem Neubau im Jahre 1879 legte man fürsorglicherweise bald vier Klassenzimmer an. Auch enthält das Schulhaus drei Wohnungen für verheiratete und eine für einen ledigen Lehrer. Die Wirtschaftsräume wurden im nächsten Jahre neu errichtet. 1880 stellte man einen dritten Lehrer an. 1894 wurde die Schule vierklassig mit drei Lehrern. Da die Kinderzahl wieder nachließ, mußte im Jahre 1904 die vierte Klasse wieder aufgelöst werden. Die Schulgrundstücke betragen 4,60 ha.

Im Jahre 1908 wurde eine ländliche Fortbildungsschule gegründet.

Als die ersten Schullehrer werden Kritschkowsky und Johann Beyer genannt. Letzterer wirkte bis zum Jahre 1803. Diesem folgte Joseph Beyer 1803-1824, Johannes Beyer 1824-1866, Gratian Hofrichter 1867-1883, Albert Breitkopf 1884-1888, Adalbert Fitzke 1888-1894, Julius Milsch 1895 bis heute.

Ortsschulinspektor war bis 1873 der Ortspfarrer, von da ab der Kgl. Kreisschulinspektor.
Recht bleibt Recht.
Diese Worte prangen seit etwa 1860 an einem Backhaus in Sauerwitz. Der ehemalige Besitzer sollte, nachdem er die Grundmauern des Backhauses bereits errichtet hatte, auf polizeilichen Einspruch hin den Bau einstellen, da er zu nahe an den Dorfweg baue. Der Besitzer glaubte, in seinem Recht zu sein und strengte gegen die Polizeiverwaltung einen Prozeß an. Die Kosten des Verfahrens waren für den Bauherrn nicht gering, aber er erzielte doch ein obsiegendes Urteil und konnte nach seinem Plane den Bau ausführen. An das fertiggestellte Backhaus ließ er mit stolzer Freude, sichtbar für die Vorübergehenden, den Spruch anbringen: "Recht bleibt Recht!" - In neuerer Zeit findet man diesen Spruch auch in anderen Orten wohl aus ähnlicher Veranlassung an Gebäuden angebracht.


Robert Hofrichter, Leobschütz 1914
Heimatkunde des Kreises Leobschütz.
Geschichtliches der einzelnen Ortschaften des Kreises Leobschütz, Seite 570 ff